Das hat mir einer in seinem verspäteten Ostergruss geschrieben und ich musste schmunzeln, denn…
😊ich hatte mir überlegt, etwas ähnliches auf die verspäteten Weihnachtskarten zu schreiben.
Seit Herr Pfarrer und ich unsverlobt-geheiratet-ineinandereslandgezogen-beideneuepfarrstellenangetreten-zweihaushaltezusammengelegt-weihnachtengefeiert-achtwochengrippeüberlebt-hunderterleutekennengelernt-jedensonntaggottesdienstgehalten-undicheinekrabbelgruppegestartetnebenalldemnoch-undbesuchwarauchschondawieschön-wennauchmanchesnochinkistensteht…
Wir sind glücklich. Und haben uns noch nicht gelangweilt … 😉
Also dauert wohl Weihnachten bis nach Ostern… Und wir schreiben vielleicht Pfingstkarten.
So könnte es im Predigttext für morgen heißen. Wäre dran, aus dem Hebräerbrief, Kapitel 10, Vers 35. Und dann wird da noch von Geduld gesprochen und von Verheißung… Hm. Also Geduld ist so gar nicht meine Stärke – bin am Üben… 😉 und das mit der Verheißung – die klaren Ansagen bevorzuge ich irgendwie; Versprechen vielleicht, feste. So bin ich.
Aber das erwartet der Große auch nicht von mir (der Text für den Familiengottesdienst für Erntedank wird wohl ein anderer), davon jetzt zu sprechen, was ich im Moment eher nur ahne, als dass ich es fest und sicher weiß – nämlich dass es genau so ist, dass ER Gutes, ja richtig Tolles für mich, ja für uns alle vorhat… Stattdessen lässt ER mich beobachten:
Die Unbeschwertheit der Kinder – wie sie sich über Äpfel und Beeren, Nüssesammeln und das Miteinander-Teilen freuen.
Den jungen Mann – der im Gemeindehaus vorbeischlappt; unter dem Arm Kartons voller Apfelsaft: ‚Haben wir von den Streuobstwiesen. War eine gute Ernte. Wollen wir gern teilen.‘ – und strahlt.
Die Gemeindedame – mit dem Auto voller schöner Kürbisse in allen Formen, Größen und Farben: ‚Ich habe dem Nachbarn von unserem Erntedankgottesdienst erzählt – da hat er sein Kürbisfeld für uns geplündert…‘
Und die alten Frauen, die Woche für Woche den großen Weidekorb im Foyer mit Lebensmitteln füllen – Samstags mit Bedacht zu viel eingekauft – für die Tafel.
Denn wir haben viel. Wenn man so will: viel zu verlieren. Wenn man’s aber besser will: viel zu verschenken. 🙂 Die zweite Version strahlt irgendwie – wie der junge Mann, der ins Gemeindehaus geschlappt kam und die alten Frauen – strahlt vor Zuversicht und Vertrauen ins Leben. In SEINE Fürsorge. (Womit wir doch wieder beim Thema wären… ich komm‘ da doch nicht raus… 😉 ) Passt.
Morgen ist Erntedank. Geht doch in den Gottesdienst. Schaut mal, wie viel wir haben! Wie reich ER uns beschenkt…
Wo fängt sie an zu erzählen? Na, vielleicht beim Morgenkaffe und damit, dass sie erstmal gar nicht wußte, wie man so einen Tag beginnt, denn auch das gehört zu ihr… 😉 Und dass sie dann entschied, dass ein schöner Tag immer den Vorzug genießen sollte…
Also los. In die nächste Stadt, die sie inzwischen tatsächlich liebgewonnen hat… Spaziergang, bis paradiesische Düfte sie anlockten:
…frisch geröstet! Hm, lecker… dachte sie. Der erste Espresso des Tages – hätte es werden können, aber nix da, die Maschine ist kaputt, bekommt sie mitgeteilt… Sie muss lachen. Störung im Paradies – so ist es auf Erden. Und weil heute ein besonderer Tag ist, bekommt sie dann Filterkaffee gebastelt
vom netten jungen Mann an der Theke, der sagt: „Es wäre schöner, wenn Musik dabei wäre…“ Auf dem Smartphone wird seine Wunschmusik ausgesucht – eine Kaffeeschale dient als Verstärker – während das Kaffee am Werden ist, freuen sie sich des Lebens. Und die Musik ist gut…
…passt irgendwie zu diesem Vormittag, zur Sonne, die in dieses unvollkommene, duftende Paradies hineinscheint. Feierlich wird der Kaffee dann getestet – schmunzelnd dann als ‚aromatisch, aber zu viel Wasser‘ kategorisiert… macht Spaß. 🙂
Im Laden nebenan – sie dachte immer, das wären Kindermoden, um nach den Größen zu urteilen, hihi – springt sie eine Bluse in fließendem weißen Stoff an: perfekt! Genau die richtige Mischung zwischen klassisch und …ähm… ihr wisst schon… 😉
Im Musikalienhandel Noten – das Klavier soll ja nicht verwaisen…
Und dann: Mittagessen. Umdrehungen nachholen – wie gesagt, es war zu viel Wasser… 😆
Sitzt in der Sonne – nebendran Frauen mit Baby. Schreit. Bis sie mit ihm redet. Dann schaut es ganz versöhnt, mit großen Augen, die allmählich zufallen. Lieber kleiner Braunbär…
Hat sie schon erzählt, dass die tolle spanische Designermarke mit den schönen bunten Sachen ein Geschäft in der Stadt aufgemacht hat? Und weil sie beschlossen hat, dass sie viel mehr Farbe in ihrem Leben braucht, muss sie da unbedingt hin, und wird auch fündig – noch eine tolle Bluse! (Kerle, vorsicht, heiss…) … und wenn sie schon dabei ist und Findelkindlook nun wirklich gar nicht geht wird die zweite Garnitur Amtstracht erworben (sie und der junge Mann, der seine alte Mama zum Shoppen begleitet, haben viel Spaß bei der Anprobe – die Blicke! – die freudlose Bohnenstange von Verkäuferin muss ihr wiederholt ’noch 2 Kilo abnehmen‘ und ‚das hab‘ ich Ihnen zum Kaschieren mitgebracht‘, nämlich 2 Nummern zu große Oma-Sachen, versuchen, reinzuwürgen, aber sie trifft sowas von daneben… hihi, wenn sie wüßte!…) und dann für unten-drunter, denn DA geht Findelkind noch weniger, oder? 😉
Und weil die Verkäuferin im Wäschegeschäft alleine ist, helfen sie sich gegenseitig mit der Dame in der Nachbarkabine – offensichtlich hat sie ‚was Besonderes vor – und ihr rutscht der Satz ‚Weiss der Kerl eigentlich, wass er für ein schweine-Glück hat?‘ heraus, woraufhin sie zum Kaffeetrinken eingeladen wird… Hm. Auch noch nie passiert… Wieso eigentlich nicht? – denkt sie, und sagt spontan zu, sagt ja, zum inzwischen vierten Kaffee des Tages, diesmal (nach French-press, Filter, CafeLatte) eine Latte Macchiato mit einem herrlichen Schokoladenkuchen – also einem halben. Ja, einem halben, denn ein ganzer wäre beiden zu viel und die Sympathie reicht gleich dafür, sich einen Kuchen zu teilen… Verrückt ist das schon… Das Gespräch, als würden sie sich ewig kennen. Sie ist Künstlerin – lädt sie in ihr Atelier ein. Es gibt Begegnungen, die gibt’s gar nicht.
Die zugelaufenen Dinge viele:
…wichtiger aber, was zwischendrin passiert…
Am Abend Post öffnen und Telefonate – es bringt viel Klarheit und Freude. Danach Entspannen beim Schwimmen und Hitze… und
nee, keine Angst, sie trinkt das nicht – sie taumelt – völlig nüchtern, vielleicht ein wenig freudetrunken – in ihr Bett.
The same procedure as every year…
Natürlich haben wir „Dinner for One“ geschaut. Zweimal sogar. Inzwischen wissen sogar die Kinder unserer Freunde, was die nächste Pointe ist, was dem Spaß kein Bißchen Abbruch tut.
Der Kleine hat nach wie vor Angst vor’m Feuerwerk, wird aber von Jahr zu Jahr mutiger. Die Große machte DJ; irgendwann haben wir dann Nena-Verbot erteilt – auch vom Gutem kann man zu viel kriegen…
Gesellschaftsspiele – habt ihr schon mal eine Giraffe aus super-bröseliger Knete versucht, zu formen, und gehofft, dass die anderen sie nicht für ein Dino halten und endlich richtig raten? Und der Kleine im gegnerischen Team würfelt immer eine sechs… 😛
Beim Feuerwerk emotional werden – Mensch, ist es tatsächlich rum, das Jahr…
Nach und nach Updates von Allen, wie sich das Leben so entwickelt – es sieht gut aus! (Ich hab‘ nicht geschrieben, dass es Berichte von Spaziergängen waren, aber es entwickelt sich wahrlich gut.)
Berge von schmutzigen Geschirr und viele fleißige Hände und eine unermüdliche Spülmaschine dazu: „Spülen ist wie die Liebe. Sie hört niemals auf.“ – pflegte meine Großmutter zu sagen, und Recht hatte sie.
Aber das ist eine Marginalie; wichtig sind die Freunde, mit denen man über all diese Schwellen gemeinsam geht.
Same procedure as last year. Same procedure as every year.
So kann ein Jahr enden. So soll ein neues beginnen. 😀