Schlagwörter
Abraham, Aufklärung, Bibel, Hagar, Ishmael, Kinder, Kirche, Moral, Sarah, Sexualkunde, verklemmt
Das fragten mich meine Viertklässler im Schulgottesdienst, als ich ihnen die Geschichte von Abraham und Sara erzählte. Und wie dann Hagar ins Spiel kam, weil die beiden nicht abwarten konnten, dass Sara schwanger wurde…
Dabei war es ja versprochene Sache, daher hätte das wohl funktionieren müssen, aber Sara dachte: „Wenn ich die Hagar dem Abraham schicke, dann wird er bestimmt Vater.“
Und so erzählte ich den Kindern, dass die beiden, Abraham und Hagar, zusammen schliefen. „So richtig, im Bett?!?“ – rief einer aus den Reihen. „Klar doch.“- sagte ich. „Oder schläfst du etwa auf dem Boden?“ „Nee-nee, schon im Bett…“ „Na also. Haben die beiden auch.“
Was ich erst später erfuhr, war, dass meine Viertklässler tags zuvor am Sexualkundeunterricht teilgenommen haben, daher die Nachfrage nach dem genauen Ort des Geschehens, quasi als Bestimmung dessen, ob diese „Erwachsenensache“ stattfindet. Nun, eines kann ich mit Sicherheit sagen: verstörte Kinder sehen für mich anders aus. Diese hier haben die ganze Geschichte mit Abraham, Sara und Hagar fröhlich und albern nachgespielt – inklusive vorgetäuscht übertriebener Küsse und kurz unter der Stuhlreihe verschwinden (statt Bett) und anschließend dicker Bauch für Hagar.
Zugleich hatten sie aber auch das ganz feine Gespür dafür, dass das wohl für die Hagar nicht so wirklich das Wahre war: „Die arme Hagar!“ – hieß es – „Wenn er doch die Sara liebt!“ Nur über das Kind, über das Kind Ismael haben sie sich alle sehr gefreut.
Wie ich jetzt da drauf komme? Nun: ich kann es einfach nicht verstehen, wie manche Konfessionen meinen, man könne mit 9-10jährigen Kindern diese Dinge nicht vernünftig besprechen, so dass sie trotzdem Kinder bleiben. Man kann’s wirklich übertreiben mit der Bigotterie…
puzzleblume sagte:
Je selbstverständlicher die Erklärungen, desto weniger verkrampft wichtig wirkt es. Warum sollte es für Kinder aufregender sein als ein Zettelchen im Ü-Ei, wie4 das kleine Auto zusammengesteckt wird? Es sind immer die Erwachsenen, die Sexualthemen im Umgang mit Kindern unnötig dramatisieren. Kinder sehen es bis dahin als normal an, bis einer kommt, der ihnen beibringt, dass es dies nicht sei.
puzzleblume sagte:
ah, da fällt mir nun auch wieder Pippi Langstrumpf ein 🙂
hohesundtiefes sagte:
gutes Beispiel für die konstruktivistische Pädagogik, an der ich mich versuche… 😉
hohesundtiefes sagte:
Sie haben sogar ein ganz unverdorbenes Gespür für richtig und falsch. Es war schon ganz bemerkenswert, welche Sympathie die ungeliebte, instrumentalisierte Frau von ihnen bekam… Dass DAS nicht nicht in Ordnung ist, haben sie sofort gespürt.
Dass Kinder nicht aus dem Himmel fallen, wissen natürlich auch schon unsere 10jährigen und begegnen dieser Thematik eben mit ihrer kindlichen, spielerischen Albernheit… Habe ich erwähnt, dass sie Abraham von einem Mädchen und Sara von einem Jungen haben spielen lassen, um zu gucken, ob mich das erschüttert, dass „die Abraham“ jetzt „die Hagar“ gebracht bekommt? (Hat es nicht… 😉 …dann war die Welt rund und wir haben eine Menge Spaß gehabt und nebenbei viel fürs Leben mitgenommen…)
puzzleblume sagte:
Der Rollenspieltrick ist wirklich lustig. ^^
hohesundtiefes sagte:
Danke! 😀
Im Moment spielen wir die Josefsgeschichte…
puzzleblume sagte:
Die halte ich für die größere Herausforderung. Ereignisse zwischen Brüdern sind ihrer Gegenwart ja doch näher, als das etwas diffuse Sexualleben.
hohesundtiefes sagte:
Richtig. Es wird ein besonderer Weg. Momentan ist noch Josef schuld… Ich werde berichten. 😉